1. Berliner Gewerbepulsschlag
Am 27. August wurde in der im Mai neu eröffneten Eventlocation Amplifier am Humboldthain der erste Berliner Gewerbe-Pulsschlag präsentiert. Dabei handelt es sich um eine Studie zur Gesamtsituation auf dem Berliner Gewerbeimmobilienmarkt, die im Auftrag der Gewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG Berlin), mit Unterstützung der Immobilien-Analysten bulwiengesa und Savills erstellt wurde.
Hohe Nutzungs-Diversität
In einer ersten kurzen Podiumsrunde stellten die Vertreter der drei beteiligten Unternehmen, Andreas Schulten (bulwiengesa), Christian Leska (Savills), und GSG-Geschäftsführer Sebastian Blecke, die Ergebnisse der Studie gemeinsam vor. Sebastian Blecke betonte die positive wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Berlin. Diese begründe den Anstieg der Mieten, auch bei den Gewerbeflächen. Zudem besitzen die Berliner Gewerbeflächen eine hohe Nutzungs-Diversität mit einem steigenden Anteil an alternativen Arbeitsflächen wie Coworking Spaces, die momentan 650.000 Quadratmeter betragen. Während Blecke die Wiedervereinigung für einen Wandel der Situation in Bezirken wie Kreuzberg verantwortlich machte, die von Rand- zu zentral gelegenen Bezirken, und für manche zum „Nabel der Welt“, geworden sind, führte Andreas Schulten die Verdrängung mancher Unternehmen eher auf die technologischen Veränderungen und nicht auf die steigenden Mieten zurück. Christian Leska forderte, Berlin müsse sich insgesamt investorenfreundlicher zeigen.
Weiter ging es nach dieser kurzen Präsentation mit einer Diskussionsrunde auf dem Podium. Zur Diskussion geladen waren Beate Brüning aus der bezirklichen Wirtschaftsförderung Berlin Mitte, Dr. Kai Uwe Bindseil, Abteilungsleiter der Gesundheitswirtschaft, Industrie, Infrastruktur bei Berlin Partner, Christian Gräff, Bau- und Wohnungspolitischer Sprecher der CDU und Oliver Schlink, kaufmännischer Geschäftsführer der GSG Berlin.
Zukunftsmodell Coworking Spaces
Ein zentrales Thema war der große Andrang von Unternehmen, die sich aktuell in Berlin ansiedeln wollen. Das Podium war sich relativ einig darüber, dass die Schaffung von neuen Gewerbeflächen sowohl innerhalb Berlins als auch bis in die Randbezirke und hinein nach Brandenburg, weiter gefördert werden muss. Etwas unterschiedliche Auffassungen gab es dabei, wie sich der Anstieg der Mieten auf die Unternehmensstruktur in den Bezirken auswirkt und ob bestimmte Mieter (z.B. soziale Träger) besonderen Unterstützungsbedarf haben. Beate Brüning verwies dabei auf die Verdrängung von kleinen und mittelständischen Unternehmen aus Bezirken wie Kreuzberg, die sie als äußerst problematisch betrachtete.
Moderne Arbeitsmodelle wie Coworking Spaces wurden hingegen als Zukunftsmodell genannt, welches heute gerade von großen Unternehmen verstärkt nachgefragt wird und durch das mehr Fläche und somit Wachstum geschaffen werden kann. Kai-Uwe Bindseil sah da noch einen Rückstand Berlins im Vergleich zu anderen Weltstädten wie bspw. London.
Die Frage nach einem Gewerbemietspiegel traf in der Runde auf wenig Begeisterung. Oliver Schlink sieht die Lösung in der weiteren Verdichtung der Gewerbeflächen und speziell bei der GSG durch neue und höhere Bebauung von bisher schlecht genutzten Flächen. Christian Gräff ergänzte dazu: „Wenn man nach Berlin reinfliegt sieht man ja, dass Berlin noch total grün ist, total lebenswert, die geilste Stadt der Welt, was sie auch bleiben soll. Aber wir haben noch Platz“, man müsse Angebote schaffen und nicht regulieren.
An mancher Stelle fehlten in der Diskussion ein Gegenpol und eine andere Sichtweise auf die Verteilung von Fläche und Mietsteigerungen in der Stadt, die der Diskussion sicherlich gutgetan hätten.
Den Gewerbe-Pulsschlag finden Sie auf der Seite der GSG Berlin zum Download »
Text: Jonas Hartmann
Fotos: politik-digital.de
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